Was macht man als Justizfachangestellte:r?
Aktenkoffer war gestern – die Justiz wird digital
Das verkündet das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zum Start der überarbeiteten Ausbildung im Sommer 2025. Für einen Arbeitsalltag, der nicht in der Zeit stehen geblieben ist, wird zum Beispiel auf eine elektronische Aktenführung gesetzt. Im Gericht soll sich das positiv auf den Workflow auswirken und Nachhaltigkeit schaffen. Auch die Aufgabenverteilung zwischen verschiedenen Beschäftigtengruppen wurde angepasst. Wir zeigen dir, was dich seit 2025 erwartet. ⚖️
Was macht ein:e Justizfachangestellte:r im Berufsalltag?
Hat der oder die Verstorbene ein Testament hinterlassen? 📜 Unter anderem mit dieser Frage beschäftigst du dich als Justizfachangestellte:r. Dabei bist du ein wichtiger Teil der gerichtlichen Prozesse. Die (E)-Akten zu Gerichtsverfahren behütest du wie dein Heiligtum. Dein Arbeitsplatz ist ein Büro im Gericht oder in einer Staatsanwaltschaft. Hier übernimmst du Verwaltungsaufgaben, aber Achtung: Kleine Fehler können große Auswirkungen haben. ☝️ Deshalb ist ein Arbeiten nach klaren Vorgaben von großer Bedeutung. Du kümmerst dich beispielsweise um die folgenden Angelegenheiten:
- Zusammenarbeit mit Richterinnen, Richtern, Staatsanwältinnen, Staatsanwälten und anderen Beteiligten 👨⚖️
- Protokolle in Gerichtsverhandlungen schreiben
- Insolvenzverfahren organisieren
- Verfahren zu Erbschaften organisieren – Gibt es ein Testament?
- Familiensachen bearbeiten, das Verfahren begleiten und Fristen im Blick behalten – beispielsweise bei Scheidungen 💔 oder Sorgerechtsfragen
- Verfahren zu Straf- und Ordnungswidrigkeiten organisieren – Sind alle Unterlagen vollständig?
- Kosten und Entschädigungen berechnen und bearbeiten
- Eintragungen ins Grundbuch
- Schriftstücke anfertigen und beglaubigen
Keine Sorge, du lernst alles nach und nach. Damit du weißt, was dich wann erwartet, findest du weiter unten im Text einen Verlaufsplan. Mit einem Klick kannst du die Abbildung vergrößern und sie, wenn du möchtest, auch herunterladen.
Welche Voraussetzungen musst du erfüllen?
Ein bestimmter Schulabschluss ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. In aktuellen Stellenanzeigen liest man aber folgende Voraussetzungen, die sich die Betriebe von ihren Auszubildenden wünschen:
- einen mittleren Schulabschluss oder Hochschulreife (Abitur)
- gute Kenntnisse der deutschen Sprache und Rechtschreibung
- Organisationsgeschick
- Sorgfalt/Ordnung
- Zuverlässigkeit
Wie läuft die Ausbildung zum/zur Justizfachangestellten ab?
Die Ausbildung dauert drei Jahre und findet sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule statt. Wenn du besonders gut bist, kannst du die Ausbildung unter Umständen auf zweieinhalb oder sogar auf zwei Jahre verkürzen! 🕒
Was dich bis zur endgültigen Abschlussprüfung erwartet, haben wir in den nächsten Abschnitten zusammengefasst.
Übersicht über Themen, Skills und Abschlussprüfung(en) im Laufe der Ausbildung
Die abgebildeten Themen sind nicht nur wichtig für das Bestehen der Ausbildung, sondern vor allem auch für das spätere Berufsleben als Justizfachangestellte:r. Wenn du genauer wissen möchtest, was sich hinter den Themen aus der Grafik verbirgt, kannst du hier den Rahmenlehrplan der Kultusministerkonferenz runterladen.
Wo kannst du die Ausbildung machen?
Drei Vorschläge für Lernorte, an denen du ausgebildet werden kannst:
🏫 Kaufmännische Schule Stuttgart-Nord (KSN)
Wenn du deine Ausbildung in Stuttgart starten möchtest, kannst du das beispielsweise an der Kaufmännischen Schule Stuttgart-Nord (KSN). Zuerst suchst du dir einen Ausbildungsbetrieb. Der Betrieb übernimmt dann die Anmeldung bei der Berufsschule. Dazu wird das Online-Formular der KSN ausgefüllt. Mehr zur Ausbildung an der KSN erfährst du hier.
🏫 Verwaltungsschule Bremen
Auch die Verwaltungsschule in Bremen bietet die Ausbildung zum/zur Justizfachangestellten an. Während der theoretische Teil in der Schule stattfindet, organisiert das Hanseatische Oberlandesgericht den praktischen Teil: Dabei sammelst du Erfahrungen in bremischen Gerichten und bei der Staatsanwaltschaft. Mehr dazu findest du auf der Seite der Verwaltungsschule.
🏫 Rudolf-Rempel Berufskolleg in Bielefeld und andere Lernorte in NRW
Suchst du eine Ausbildung in Nordrhein-Westfalen? Dann kommt beispielsweise das Rudolf-Rempel Berufskolleg in Bielefeld infrage. Generell läuft es auch in NRW so: Du bewirbst dich über ein Bewerbungsportal oder eigenständig bei einem Ausbildungsgericht deiner Wahl und lernst dann an einem Berufskolleg in der Nähe des Gerichts alle theoretischen Inhalte. Die Gerichte und das Portal findest du auf der Seite justiz-karriere.nrw.
👉 In unserem Stellenmarkt zeigen wir dir aktuelle Suchanzeigen von Betrieben. Mit Glück findest du dort eine Ausbildungsstelle zum/zur medizinischen Fachangestellten.
Was verdienst du in der Ausbildung zum/zur Justizfachangestellten?
Da du als Justizfachgestellte:r für gewöhnlich im öffentlichen Dienst angestellt bist, wirst du nach dem Tarifvertrag für Auszubildende im öffentlichen Dienst (TVA-L BBiG) bezahlt:
- Ausbildungsjahr 1.236,82 €
- Ausbildungsjahr 1.290,96 €
- Ausbildungsjahr 1.340,61 €
Was bedeutet es eigentlich, im öffentlichen Dienst zu arbeiten? Das erfährst du im Beitrag „Arbeiten im öffentlichen Dienst“ 😉
Was kommt nach der Ausbildung? Die Verbeamtung?
Nach der Ausbildung hast du die Möglichkeit, dich verbeamten zu lassen. Das kannst du, wenn du eine sechsmonatige Fortbildung zum/zur Justizfachwirt:in machst. Angeboten wird die Zusatzausbildung beispielsweise vom Oberlandesgericht Stuttgart und dem Ausbildungszentrum der Justiz Nordrhein-Westfahlen.
Um Justizfachwirt:in zu werden, musst du aber keine Ausbildung zum/zur Justizfachangestellten abgeschlossen haben. Du kannst dich auch direkt für eine Ausbildung zum/zur Justizfachwirt:in entscheiden. In dem Fall dauert der Vorbereitungsdienst nicht sechs Monate, sondern mindestens zwei Jahre.